Zur Besetzung der Breiten Straße 114/116
Am Samstag, 04.10.14, um 15:30 Uhr lädt das Café de Kraak erneut zu einem Informationstag ein.
Nachdem bereits der Leerstand des sogenannten „Geisterhauses“ in der Juliusstr. 40 im Hamburger Schanzenviertel öffentlich thematisiert und skandalisiert wurde, werden an diesem Tag die Häuser in der Breiten Straße 114/116 im Fokus stehen.
Am 27.08.14 wurde das Haus Breite Straße 114 öffentlichkeitswirksam besetzt.
Nach einigen Stunden wurde die Besetzung durch ein wie üblich martialisch auftretendes und auf Eskalation ausgelegtes Polizeiaufgebot beendet.
Überraschend für die eingesetzten Beamt_innen war, dass sich die zu diesem Zeitpunkt im Haus befindenden Menschen massiv zur Wehr setzten, um eine zügige Räumung zu erschweren bzw. zu verhindern.
Noch in der selben Nacht wurden fünf Menschen in der Nähe des zuvor besetzten Hauses festgenommen,
Auf Grund eines abenteuerlichen Konstrukts seitens der Ermittlungsbehörden wurde gegen drei von ihnen Anschlussgewahrsam für mehrere Tage, gegen zwei weitere Betroffene U-Haft angeordnet. Für alle gilt der Tatvorwurf der gefährlichen Körperverletzung, des Widerstands gegen sog. Vollstreckungsbeam-te, des schweren Hausfriedensbruchs sowie der versuchten Tötung. Nach weiteren Haftprüfungsterminen wurde einer der Beschuldigten aus der U-Haft entlassen. Gegen den Anderen wurde Haft im Jugendknast Hannöversand angeordnet.
Zur Geschichte der Häuser
Seit vielen Jahren sind die beiden Gründerzeithäuser dem Verfall preisgegeben.
Sie sind im Besitz eines privaten Investors, stehen nun seit dem sie 2007 systematisch entmietet wurden leer und sollen abgerissen werden. Seitdem haben sich unterschiedliche Initiativen für den Erhalt der Häuser eingesetzt. Bereits im Mai vergangenen Jahres fand eine erste Besetzung statt, die praktisch versuchte, die Häuser wieder zu beleben. Schon 2012 hatte sich der Bezirk für Neubaupläne ausgesprochen. Den Neubau von 12 Wohnungen und 5 sogenannten Townhouses plant das Architekturbüro Heyden und Hidde (Bernstorffstraße 99), der geplante Quadratmeterpreis liegt bei 14,50€/qm².
business as usual…
Diese Umstände sind exemplarisch für die Entwicklung und Stadtpolitik des Senats in Hamburg. Gerade jetzt, wo der Winter bevorsteht und viele wegen der steigenden Mieten Schwierigkeiten haben, ihre Nebenkosten zu zahlen und Menschen ohne Obdach noch größerer Gefahr ausgesetzt sind, werden die unmittelbaren Folgen dieser kapitalistischen Stadtpolitik umso präsenter.
Es gibt nach wie vor viel zu wenig Raum für kulturelle, soziale und politische Initiativen, die Orte jenseits von Profitlogik und Ausgrenzung schaffen wollen. So werden zum Beispiel die Forderungen der Gruppe Lampedusa in Hamburg seit über einem Jahr ignoriert und zwei ihrer Mitglieder, Samuel Mensah und Francis Kwame, sind auf Grund dessen bereits auf den Straßen von Hamburg gestorben.
Solidarität ist eine Waffe
Die Vorgehensweise der Justiz sendet ein klares politisches Signal. Sie soll eine abschreckende und einschüchternde Wirkung haben.
Wir möchten an dieser Stelle nochmals daran erinnern, dass das Ermittlungs-verfahren noch läuft. Das heißt: Keine Spekulation und kein Gerede über das, was mutmaßlich passiert sein soll – weder in der Kneipe noch sonst wo.
Wir lassen uns jedoch nicht einschüchtern und erklären uns solidarisch mit den Betroffenen der Repression.
Hausbesetzungen sind legitim und notwendig!
Die Leerstandstour
Die Idee der Leerstandstour ist es, an Orten des Leerstandes in verschiedenen Stadtteilen, u.a. mit Infotischen, auf die Situation in Hamburg aufmerksam zu machen.
Inspiriert von den Besetzungsbüros in Amsterdam und Barcelona trafen wir uns bisher seit Herbst 2012 jeden 2.und 4. Dienstag im Café de Kraak. Im Rahmen des Cafés haben sich an Infoabenden verschiedenste Projekte vorgestellt. Mehrere Male wurden Rechtsanwält_innen eingeladen, um auch die strafrechtlichen Gesichtspunkte zu erläutern. An anderen Abenden wurden Filme gezeigt, um die Geschichte auch des internationalen Häuserkampfes zu vergegenwärtigen.
Zudem wollen wir interessierten Menschen die Möglichkeit zur Vernetzung bieten, mit grundlegenden Informationen versorgen, wie z. B. mit einer Foto-Sammlung aktuell leerstehender Gebäude und praktischen Tipps in Papierform.
Wir freuen uns auf einen aktionsreichen Herbst, Winter….!
Wie immer gibt es lecker Kuchen, Tee und Kaffee – die Einnahmen gehen an die von der Justiz-Willkür betroffenen Menschen.
Das Ganze findet vor den Häusern statt…
Leerstand besetzen!
Solidarität mit Lampedusa in Hamburg!
Hausbesetzungen entkriminalisieren!
Einstellung aller Ermittlungsverfahren!